Soziale Verteidigung
Soziale Verteidigung ist ein Konzept für einen gewaltfreien Widerstand, der eine Gesellschaft wirksam gegen einen militärischen Überfall von außen, aber auch gegen einen gewaltsamen Staatsstreich von innen schützen soll. Eine Gesellschaft, die Soziale Verteidigung praktiziert, kann sich damit gegen verschiedene Risiken schützen. Weil es verschiedene Definitionen von Sozialer Verteidigung gibt, hat der Bund für Soziale Verteidigung für sich die folgende Definition entwickelt:
„Soziale Verteidigung wird vom BSV verstanden als die Verteidigung der Institutionen und Werte der Zivilgesellschaft mit gewaltfreien Mitteln. Verteidigung bedeutet hier die Bewahrung des Lebens und der Möglichkeiten zur sozialen Veränderung und den Widerstand gegen Unterdrückung und Ausbeutung, Militärgewalt und Menschenrechtsverletzungen hier und anderswo. Ziel derjenigen, die Soziale Verteidigung in diesem Sinne als neue Methode zur Regelung selbst ,großräumiger‘ Konflikte befürworten, ist ein Zusammenleben der Völker und Nationen in sozialer Gerechtigkeit und gegenseitigem Respekt.“
Das Konzept der Sozialen Verteidigung geht davon aus, dass letztlich die Kooperationsbereitschaft der Bevölkerung des angegriffenen Landes darüber entscheidet, ob ein (militärischer) Angreifer sein Ziel erreicht oder nicht. Es wird nicht das Territorium an den Landesgrenzen verteidigt, sondern die Selbstbestimmung einer Gesellschaft durch die Verweigerung der Kooperation.
Soziale Verteidigung beruht auf den Prinzipien und Methoden von Gewaltfreiheit und der gewaltfreien Aktion. Gewaltfreiheit als aktives und kreatives Handeln wird als ein „Dritter Weg“ (Martin Luther King) zwischen der Hinnahme von Unrecht und der Anwendung von Gewalt angesehen. Somit folgen die VertreterInnen von Sozialer Verteidigung nicht der gängigen Annahme, dass gegen Gewalt nur Gewalt hilft und dass die Alternative nur ein hilfloses Zuschauen sein muss.
Soziale Verteidigung ist immer auch ein Konzept zur Entmilitarisierung gewesen, weil es die Verteidigung in die Hände und in die Kompetenz von ZivilistInnen gelegt hat. Eine Gesellschaft, die Soziale Verteidigung praktizierte, würde keinen Krieg mehr beginnen. Damit hätte sie ein wenig dazu beigetragen, Krieg zu überwinden. Und dies nicht durch Verträge und Abkommen oder durch eine neue Weltregierung, sondern durch einseitiges, gewaltfreies Handeln. Diese Grundidee ist heute so aktuell wie eh und je. Diese Idee teilt Soziale Verteidigung mit den Traditionen des gewaltfreien Widerstands und des gewaltfreien Aufstands.
2018, 30 Jahre nach dem Bundeskongress "Wege zur Sozialen Verteidigung", hat der BSV seine Jahrestagung zum Thema Soziale Verteidigung durchgeführt und sich mit der Aktualität dieses Konzepts beschäftigt. 2022 folgte eine Tagung zum Thema ZIviler Widerstand.
Internationale Institutionen/Organisationen, die sich speziell mit Zivilem Widerstand und Sozialer Verteidigung befassen, sind:
Organisationen, die zum Thema Ziviler Widerstand/Soziale Verteidigung beraten, anschauen:
International Center for Nonviolent Conflict, https://www.nonviolent-conflict.org/
Canvas, https://canvasopedia.org/who-we-are/
Albert Einstein Institution, https://www.aeinstein.org/
Jüngere Publikationen (teilweise nur in Printformat zugänglich) sind:
Schwerpunkt "Soziale Verteidigung" im Friedensforum 2/2023 (noch nicht online)
Beitrag von Christiane Lammers und Christine Schweitzer in Dossier 96 von Wissenschaft & Frieden 1/23
Beitrag von Ulrich Stadtmann:Nicht anerkennen, nicht kooperieren.Soziale Verteidigung in militärisch eroberten Städten, in Wissenschaft & Frieden 2/2023