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© Vorbeimarsch abziehender französischer Truppen am Dortmunder Hauptbahn hof, Oktober 1924. © Bundesarchiv, Bild 102-00772 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikime- dia.org/w/index.php?cu- rid=5479131
8. Januar 2024
18:30–20:00 Uhr
Online

In dem Vortrag von Dr. Barbara Müller (Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung) geht es um die Lehren, die man aus dem sog. Ruhrkampf 1923 für Soziale Verteidigung heute ziehen kann: Soziale Verteidigung wird als ein pfiffiger und mutiger gewaltloser Widerstand verstanden. Aber oft schauen wir zu wenig auf die größeren Zusammenhänge. Soziale Verteidigung ist nicht nur ein Widerstandskonzept. Zu ihr gehört auch Zivile Konfliktbearbeitung, die deeskalierende Arbeit an Schritten zur Lösung des Konflikts. Und es gehören dazu die Sicherstellung der Überlebensfähigkeit der Gesellschaft, von der kritischen Infrastruktur bis zum Dach über dem Kopf. Und schließlich braucht es den Zusammenhalt in der Gesellschaft, eine Sinnstiftung, die möglichst viele Menschen teilen und eine Solidarität mit denen, die besonders unter Repressalien leiden.

All das kann gezeigt werden an dem Beispiel des Ruhrkampfs vor 100 Jahren, der von der Referentin Dr. Barbara Müller vom Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung wissenschaftlich erforscht wurde. Der sog. passive Widerstand 1923 gegen die Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen war die bislang einzige komplexe gewaltlose Verteidigung einer Industriegesellschaft gegen die Teilbesetzung ihres Territoriums

In dieser Komplexität wurde er bislang nicht betrachtet. Nimmt man aber dieses ganze Bild, zeigt sich, was alles zu einer Sozialen Verteidigung gehört.

Soziale Verteidigung auf diese Weise neu betrachtet, schärft den Blick für aktuelle Richtungen der herkömmlichen Verteidigung. Und diese sind brandgefährlich. Mehr nebenbei wechselte im Oktober 2023 der Verteidigungsminister Pistorius seine Rolle vom “Verteidigungs-” zum “Kriegsertüchtigungsminister”. Krieg auf deutschem Boden soll wieder vorstellbar sein, die Gesellschaft soll darauf eingestimmt werden. Hier soll – Soziale Verteidigung, sei achtsam – ein neuer Zusammenhalt vorbereitet werden: Eine Kriegsgesellschaft.

Es soll: Krieg auf dem Boden dieses Landes wieder möglich werden, obwohl die Nicht-Verteidigungsfähigkeit belegt ist. Vertreter*innen der Sozialen Verteidigung halten dem entgegen: Genau das bedroht unser aller Überlebensfähigkeit. .

Es wird Krieg herbeigeredet, noch bevor klar ist, was denn eigentlich der Konflikt sein soll, der zu diesem – unvermeidbaren??? – Krieg eskalieren will. Hier hat die friedenslogische Konfliktbearbeitung aber eine Menge an Fragen! Bekommt der Herr Kriegsertüchtigungsminister seinen Willen, dann werden in den kommenden Jahren die Weichen auf Kriegsvorbereitung gestellt. Die Mittel werden bei dem wirklich entscheidenden Thema fehlen, nämlich der Transformation zu einer in mehreren Dimensionen (Demokratie, Umweltkatastrophe, …) resilienten Gesellschaft. Und hier wird der Widerstand zählen. Es gilt, eine überlebensfähige Zukunft zu verteidigen.

Was hat das alles mit dem passiven Widerstand im Ruhrgebiet 1923 zu tun?

Der passive Widerstand 1923 ist nicht das Paradebeispiel, wie man heute Soziale Verteidigung machen sollte. Aber er zeigt, was es alles braucht, wenn man Soziale Verteidigung systematisch entwickeln will, woran man heute anknüpfen kann und worauf man dann sehr hellhörig wird.

Darum wird es in diesem Vortrag gehen, den die Referentin auch schon auf dem Studientag des Instituts für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung im November 2023 gehalten hat. Wer ihn dort verpasst hat, hat beim BSV eine neue Gelegenheit dazu, oder kann sich ihn im Nachhinein auch auf unserem Youtube-Kanal anhören.

Wir verweisen auch auf den Artikel, den Barbara Müller zu dem Thema für den BSV-Rundbrief geschrieben hat.

Wir bitten um Anmeldung an info@soziale-verteidigung.de. Den Link verschicken wir am Morgen des 8. Januar. Mit der Anmeldung erklären Sie sich mit der Aufnahme und Publikation des Vortrags auf Youtube einverstanden.