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Vom 5. bis 7. April 2019 veranstaltete der BSV eine Tagung zu dem Thema: „Frieden ist eine Kunst. Kultur, Konflikt und Widerstand“. Der außergewöhnliche Titel lockte circa 35 Teilnehmer*innen nach Hannover. Im Fokus der Tagung, die im Rahmen unseres Bildungsprojekts „Globaler Frieden goes mainstream“ veranstaltet und finanziert wurde, standen vor allem die Fragen, welchen Beitrag Kunst in der Zivilen Konfliktbearbeitung leisten kann und wie vielfältig die Verbindungen zwischen Kunst und Frieden sind. Vergangenes lebendig machen, Visionen und Missstände ausdrücken und Wege aus Konflikten aufzeigen: Kunst spricht Menschen auf besondere Art an, sie verbindet Emotionen und Verstand und trägt so das Potenzial für Veränderung. Auf der Tagung wurde in verschiedenen kreativen Workshops gezeigt, dass jeder Mensch sich durch Kunst für Frieden und Konfliktbearbeitung einsetzten kann.

Eröffnet wurde das ereignisreiche Wochenende am Freitagabend von Hans Wallner, Künstler und Vereinsvorsitzender von Kunst für Frieden e. V., der einen Vortrag zum Thema Kunst als Widerstand gegen Krieg hielt. Besonders interessant war es zu erfahren, auf welch unterschiedliche und vielfältige Art Künstler*innen im Lauf der Zeit Frieden in ihren Gemälden darstellten und wie mutig die Schrecken des Krieges sichtbar gemacht wurden. Ein sehr eindrucksvolles Beispiel war das Bild „Der Galgenbaum“ aus Jacques Callots Zyklus „Les Miseres et les Malheurs de la guerre“ aus dem Jahr 1633, auf welchem der Maler eine Schreckens-Szene aus dem 30-jährigen Krieg verewigt hat. Auch ein  Protestplakat von Käthe Kollwitz aus dem Jahr 1924 und einige alptraumhaft anmutenden Werke aus Frans Masereels (1889-1972) Grafikserien „Danse macabre“ (1941) und „Die Apokalypse unserer Zeit“ (1953) machten deutlich, auf welch nachhaltige Weise Künstler*innen ihrem Publikum Krieg und Frieden vor Augen führen und die Menschen zum Nachdenken bringen können.

Nach dem Frühstück am Samstag ging es direkt an die Arbeit. Zunächst wurden die ersten fünf Arbeitsgruppen kurz vorgestellt. Bei dem Workshop „Denkmäler für Frieden/Deserteurs-Denkmäler“ mit Ralf Buchterkirchen, Bundessprecher der DFG-VK, wurden Teilnehmende dazu eingeladen, sich mit der Bedeutung von Friedens-Denkmälern und ihrer Darstellung auseinanderzusetzen. Dabei wurde die Frage, wie man Frieden symbolisch darstellen kann, viel diskutiert und es entstanden kreative Skizzen und Vorschläge für selbst ausgedachte Denkmäler.

Handwerkliches Geschick war in der Gruppe „Arpilleras“ mit Gaby Franger-Huhle aus Nürnberg gefragt. Hier durfte man selbst Friedensmotive sticken und dabei mehr über Frauen in Südamerika erfahren, die aus Protest und als Form der Trauma-Bewältigung Bilder und Patchwork-Decken anfertigen. Angefangen hat diese Tradition in Chile während der Militärdiktatur von General Augusto Pinochet Ugarte in den 1970er und 80er Jahren.

In der Arbeitsgruppe „Kunst als Mittel im globalen Lernen“ stellten Dina Budwig und Leila Semaan von Kulturpixel e. V. Methoden und Ansätze vor, auf kreative Art transkulturelle Kompetenzen, gewaltfreie Konfliktlösungen und Handlungsmöglichkeiten zu vermitteln. Neben einem großen Gemeinschafts-Bild entstand auch eine kleine Theater-Szene zum Thema Naturschutz.

„Kreativen Protest selber machen“ konnten Teilnehmer*innen im Workshop von Sarah Roßa. Hier wurden Protestideen von originellen Infoständen bis hin zu Performance-Kunst gesammelt und diskutiert. Die vielfältigen Möglichkeiten haben alle inspiriert. Interessierte konnten diese AG am Nachmittag fortsetzen und ein Konzept für ihren eigenen kreativen Protest entwickeln.

In der AG „Kunst und Vergangenheitsbewältigung“ mit Krischan Oberle vom BSV wurde diskutiert, welche Rolle Kunst in der Erinnerungskultur und bei kollektiven Heilungsprozessen spielt. Öffentlich platzierte Denkmäler und Skulpturen zum Beispiel sind zum Einen der Ausdruck der subjektiven Wahrnehmung/Empfindung des/der Schöpfer*in, aber prägen gleichzeitig auch das gesamte Stadtbild und können für manche Menschen einen hohen emotionalen Wert haben.

Nach einer Mittagspause und der Präsentation der Ergebnisse der Vormittags-AGs ging es weiter zu den Nachmittag-Workshops. Erneut war die Kreativität der Tagenden gefragt.

Unter Leitung der Künstlerin Martina Jäger entstanden beim Malerei-Workshop farbenfrohe Plakate und Banner für die nächste Demonstration.

Renate Wanie vom BSV erklärte in der Arbeitsgruppe „Theater der Unterdrückten“ allen schauspielerisch Interessierten die Methoden von Augusto Boal. In dieser in Lateinamerika entwickelten Form des Theaters geht es darum, das Publikum mit einzubeziehen und aus seiner Zuschauer-Rolle herauszuholen. Theater wird also zu einem öffentlichen Forum für politische Bewusstseinsbildung. Die Arbeitsgruppe präsentierte eine alltägliche Konfliktsituation und spielte diese in verschiedenen Konstellationen durch. So wurden Akteure*innen und Publikum gleichermaßen darin geschult, wie man auf bestimmte Situationen reagieren kann.

In dem Workshop „Friedenslieder“ komponierten Teilnehmer*innen mit Hilfe von Musiker Tilo Vieser ein eigenes Friedenslied. Das Ergebnis kann man sich auf dem BSV-Kanal bei Youtube ansehen:  https://www.youtube.com/watch?v=jXUsQgSO0eY&feature=youtu.be

Hans Wallner leitete die Arbeitsgruppe „Austausch über Kunst als Mittel in den Sozialen Bewegungen“, in der das Gespräch vom Freitag-Abend fortgesetzt wurde.

Nach dem Abendessen und der Vorstellung der Ergebnisse der Nachmittags-AGs folgte ein bunter Abend, u.a. mit der Prämierung eines Fotowettbewerbs, der parallel zur Tagung stattgefunden hatte.

Am Sonntag nach dem Frühstück gab es einen gemeinsamen Ausklang der Tagung, angeleitet von Sarah Roßa. Insgesamt waren die Rückmeldungen sehr positiv, das Thema und die Umsetzung der Tagung kamen gut an. Diese besondere Tagung hat den Teilnehmern viele neue Idee und Anregungen mit auf dem Weg gegeben. Und die kreativen Ergebnisse der Arbeitsgruppen werden uns noch lange in Erinnerung bleiben!

Bericht: Loni Maoro. Sie war im März und April 2019 Praktikantin beim BSV in Minden.